Informationen zum Schwarzwild

Allgemeines


Das Wildschwein (lat. Sus scrofa) gehört zu der Familie der Altweltschweine oder Echten Schweine (Suidae) und ist die Stammform eines unserer wichtigsten Haustiere, dem Hausschwein.

Es kommt in ganz Europa sowie in weiten Teilen Nordafrikas und Westasiens vor. Sein ursprüngliches Verbreitungsgebiet reicht von Westeuropa bis Südostasien. Durch Aussetzen von Tieren kommen Wildschweine heute aber auch in Nord- und Südamerika sowie in Australien vor.

Bild eines Wildschweins ...

Das Wildschwein (Sus Scrofa)
© Ralf Weise

Symbolbild für "nach oben"



Lebensraum


Schwarzwild lebt bevorzugt in unterholzreichen Laub- und Mischwälder mit ausreichendem Wasservorkommen, aber auch, sofern ausreichend Deckung vorhanden ist, auf offenen Feldfluren. Sobald die Feldfrüchte zur Aussaat gebracht werden, erweitert sich sein Lebensraum. Schwarzwild ist sehr anpassungsfähig und kommt als Kulturfolger zunehmend auch in Siedlungsgebieten vor (z.B. Schwarzwildvorkommen in Großstädten wie Berlin).

Die wichtigsten Anforderungen⁄Ansprüche von Schwarzwild an dessen Lebensraum sind:
  • genügend Deckung für Schlafplätze und zum Bau von Wurfkesseln,
  • Verfügbarkeit von ausreichend quantitativer wie auch qualitativer Nahrung und
  • Vorhandensein von Wasserstellen und Schlammlöchern zum Schöpfen und Suhlen.

In Thüringen kommt das Schwarzwild inzwischen flächendeckend bis in die Kammlagen des Thüringer Waldes vor. Einige wenige vom Schwarzwild gemiedene Gebiete sind intensivst genutzte landwirtschaftliche Nutzflächen des Erfurter Beckens.

Symbolbild für "nach oben"



Nahrung


Wildschweine sind Allesfresser, die sich überwiegend von energiereicher pflanzlicher Nahrung ernähren. Neben ihren natürlichen Nahrungsquellen, wie Eicheln und Bucheckern, nehmen sie auch landwirtschaftlich genutzte Felder mit Getreide, Mais, Raps und Kartoffeln an. Sie sind aber auch in der Lage, mit weniger günstiger Nahrung, wie Wurzeln, Knollen und Gras, auszukommen.

Das Schwarzwild braucht zusätzlich auch tierisches Eiweiß. Dies nimmt es überwiegend durch den Verzehr von Regenwürmern, Engerlingen, Schnakenlarven und Ameisenpuppen auf. Nicht selten werden auch Kleinsäuger, wie Mäuse oder Fallwild gefressen.

Da Wildschweine bei der Nahrungssuche in den Wäldern durch Umbrechen der obersten Bodenschicht den Mineralboden freilegen, schaffen sie günstige Bedingungen für den Kontakt von Pflanzensamen mit dem Mineralboden, eine Grundvoraussetzung für deren erfolgreiche Keimung.
Selbiges Wirken der Schwarzkittel auf landwirtschaftlichen Nutzflächen und Grünländereien sorgt neben deren Fraßschäden häufig für ökonomisch beachtenswerte Wildschäden.

Bucheckern sind vor dem Keimen im Frühjahr gern gesehene Nahrungsquelle des Schwarzwildes ...

Bucheckern sind vor dem Keimen im Frühjahr gern gesehene Nahrungsquelle des Schwarzwildes
© Lisa Mäder, Nationalparkverwaltung

Symbolbild für "nach oben"



Sozialstruktur


Das Schwarzwild lebt überwiegend in Familienverbänden, den sogenannten Rotten, zusammen. Diese setzen sich aus erwachsenen (adulten) Bachen und ihrem Nachwuchs zusammen. Die Rotte wird von der erfahrensten Bache (Leitbache) geführt, innerhalb dieses Familienverbandes herrscht eine strenge Hierarchie.
Die männlichen Tiere verlassen die Rotte oder werden im Alter von 8-14 Monaten abgebissen und bilden sogenannte Junggesellen- beziehungsweise Überläuferrotten. Spätestens im dritten Lebensalter werden diese Verbände aufgelöst und die nun angehenden Keiler schlagen sich als Einzelgänger durch.
In der Paarungszeit (Rauschzeit) von November bis Dezember ziehen die erwachsenen Keiler wieder zu den Rotten. Nach erfolgreichem Beschlag (Paaren) beträgt die Tragzeit etwa 114 bis 118 Tage (drei Monate, drei Wochen und drei Tage) und die Bachen gebären zwischen 4 und 10 Frischlinge. Bei günstigen Nahrungsbedingungen können Bachen das ganze Jahr paarungsbereit sein.

Frischlinge sind aufgrund ihrer Fellzeichnung optimal getarnt ...

Frischlinge sind aufgrund ihrer Fellzeichnung optimal getarnt
© Lisa Mäder, Nationalparkverwaltung

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Begriffe aus der Waidmannssprache


Nachfolgend sind ein paar geläufige Ausdrücke aus der Waidmannssprache zum Wildschwein zusammengestellt:

Abschwarten = Abziehen der Schwarte
Annehmen = wenn der Jäger vom Schwarzwild angegriffen wird

Bache = weibliches Schwarzwild
Basse = alter, starker Keiler
Blasen = Lautäußerung, Warnruf der Bache


Federn = Winterborsten aus der vorderen Rückenpartie
Frischen = Gebären
Frischling = frisch geborenes Wildschwein im ersten Lebensjahr

Gebräch = durch Schwarzwild aufgewühlter Boden
Gebrech = das Maul vom Schwarzwild
Gewaff auch Waffen = Eckzähne beim Keiler (im Unterkiefer: Gewehre, im Oberkiefer: Haderer)

Haken = Eckzähne im Kiefer der Bache

Keiler = männliches Wildschwein
Kessel = das Lager einer Schwarzwildrotte und der Bache mit Frischlingen
Kirren = Anlocken des Schwarzwildes mit bspw. Mais
Klötze = die Hoden beim männlichen Schwarzwild
Kurzwildbret = äußeren Geschlechtsteile beim Keiler

Malbaum = Baum, an dem sich Schwarzwild reibt
Mast = die Früchte bestimmter Bäume (Mastbäume) dem Schwarzwild als Nahrung dienen, z.B. Eicheln, Bucheckern

Pinsel = längere Haarbüschel am Geschlechtsorgan des Keilers
Pürzel = der Schwanz

Quaste = Schwanzende

Rauschzeit = Paarungszeit
Rotte = Gruppe von Wildschweinen

Saubart = zusammengebundene Borsten als Hutschmuck für den Jäger
Schild = Verdickung der Schwarte auf dem Schulterblättern der männlichen Wildschweine
Schwarte = die dicke behaarte Haut
Schwarzkittel = jagdlicher, umgangssprachlicher Begriff für Wildschweine
Schwarzwild = jagdlicher Oberbegriff für Wildschweine

Teller = die Ohren

Überläufer = weibliches und männliches Wildschwein im Alter von 12 bis 24 Monaten
Überläuferbache = weibliches Wildschwein im Alter von 12 bis 24 Monaten
Überläuferkeiler = männliches Wildschwein im Alter von 12 bis 24 Monaten


Wurf = die Nase

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Quellen


Rolf Henning (2007): Schwarzwild: Biologie, Verhalten, Hege und Jagd, BLV Buchverlag

Walter Frevert (2015): Jagdliches Brauchtum und Jägersprache, Kosmos Verlag

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